Autogrammstunde – Vor den Augen der Fans (Kurzgeschichte)

Autogrammstunde
Vor den Augen der Fans

Von Rebecca Valentin

Kurzgeschichte, erschienen am 08.09.2022

VG Wort
Rocksängerin hält sich dringend groß müssend die ihre Hände vor den Bauch.

Das Konzert war fantastisch. Der Sound hatte perfekt gepasst, die Menge der meist schwarzgekleideten Besucher war begeistert und ihre Stimme wieder einmal in Bestform, wie Xara zufrieden resümierte, als sie zusammen mit ihren Bandkollegen die Bühne verließ.

Seitdem sie denken konnte, bedeutete ihr die Musik alles – angefangen mit einer unbedeutenden Schülerband bis hin zu der erfolgreichen Rocksängerin, die sie heute war, lebte sie diese Leidenschaft mit jeder Faser ihres Körpers aus. So auch an diesem Abend, an dem sie zwar vor kleinem Publikum aber dennoch mit ungebändigter Power gespielt hatten.

 

Im Anschluss an den Gig sollte eine Autogrammstunde stattfinden, zu der Xara und die vier Musiker ihrer Band nun unterwegs waren. Es blieb ihnen kaum Zeit zum Durchatmen – noch immer verschwitzt und außer Atem gingen sie hintereinander den Gang entlang, der sie in den Eingangsbereich der überschaubaren Veranstaltungshalle brachte. Hier war zwischen den Ständen mit Merchandise-Fanartikeln der Tisch aufgebaut, auf dem neben mehreren Stiften schon die vielen vorgedruckten Karten bereitlagen.

Es kratzte in ihrem Hals und während Xara sich räusperte, spürte sie, wie heiser und rau sich ihre Stimme nach dem kraftvollen Singen anfühlte. Und noch etwas nahm die 28-Jährige mit den langen, wilden Haaren sehr deutlich wahr: Sie musste groß, und das extrem dringend. In ihrem Unterbauch drängte es unangenehm heftig; fast schon war es ein unheilvolles Rumoren, das sie begleitete, seit sie sich für den Auftritt fertiggemacht und die Bühne betreten hatte.

 

Höchstens ein oder zwei Mal war sie im Laufe des Tages auf dem Klo gewesen, und das auch nur kurz zum Pinkeln. Das große Geschäft hatte sie in ihrem Vorbereitungsstress permanent verschoben und war bis zum Konzertbeginn nicht dazu gekommen, es zu erledigen. Zu den Zigaretten und der Nervosität war die Bewegung auf der Bühne ein zusätzlicher Impuls für ihren Darm gewesen, seine Peristaltik verstärkt in Gang zu bringen. Egal, ich krieg das irgendwie hin, ging Xara nur allzu leichtsinnig über die aufgewühlten Empfindungen in ihrem Unterleib hinweg – eine riskante Fahrlässigkeit, die sich später noch herbe rächen sollte …

 

Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Was der attraktiven Musikerin ansonsten höchst recht war, plagte sie nun erheblich. Jedes Herumrutschen mit ihrem Hintern, sämtliche Bewegungen der Hände wurde von der Menschenmenge vor dem Tisch genauestens registriert. Wie gern hätte sie sich nur einmal die Mittelnaht der Jeans fest in die Mitte gedrückt, in der Hoffnung, dem enormen Druck auf diese Art Einhalt zu gebieten. Auch wenn ihr bewusst war, dass diese Maßnahme der Verzweiflung in keiner Weise zur Erleichterung beitragen könnte, war sie doch geneigt, es zumindest zu probieren. Oh, sie musste wirklich nötig kacken, so sehr, dass sie kaum noch imstande war, klar zu denken.

 

Das inständige Herbeisehnen der WC-Schüssel beherrschte sie komplett, und je länger die Autogrammstunde dauerte, desto stärker ließ ihre Konzentration nach.

Die Pobacken eng zusammenkneifend saß sie tapfer auf dem Stuhl und signierte mit ihren Bandkollegen die vorbereiteten Autogrammkärtchen. Eine nach der anderen unterschrieb sie, robotete den Stapel geradezu mechanisch weg und vergaß nicht, möglichst charmant zu lächeln. Es gelang ihr unter größter Mühe – der gewaltige Druck vor ihrem Anus war kaum noch auszuhalten. Die Fragen der Fans beantwortete sie nur knapp und mit wenigen, beschwerlich hervorgebrachten Worten. Dieser arrogant wirkende Umgang mit den Anhängern ihrer Musik tat ihr aufrichtig leid, doch was sollte sie tun? Offen anzusprechen, was sie quälte, wäre das Letzte. Nein, lieber strengte sie sich nach Leibeskräften an, äußerlich so cool und lässig zu bleiben, wie man es von ihr kannte.

 

Nach einer weiteren Viertelstunde glaubte Xara, schier verrückt zu werden. Ihre Hilflosigkeit verstärkte sich mit jedem gefühlten Zentimeter, den ihr warmer, geschmeidiger Darminhalt sich voran schob. Längst drückte die braune Masse kräftiger von innen gegen das Poloch, schwächte den Willen des Schließmuskels, dem machtvollen Drängen weiterhin standzuhalten.

Schweiß stand ihr auf der Stirn und lief in feinen Rinnsalen ihren Rücken hinunter. Zudem war die toughe Blondine von dem beträchtlichen Kraftaufwand des Einhaltens dermaßen außer Atem, dass alle Fans glaubten, ihr sichtlich verschwitzter und erschöpfter Zustand hätte noch immer etwas mit dem eben erst beendeten Auftritt zu tun. Alle, bis auf einen: Tom, ein gutaussehender, langjähriger Liebhaber ihrer Musik schaute mit einem vollkommen anderen Blick zu Xara herüber. Sein fetischerprobtes Auge hatte ihr dringliches Problem längst erfasst und für eine überaus aufgeheizte Situation im Inneren seiner schwarzen Lederhose gesorgt. Die nahezu feststehende Gewissheit, dass die bildschöne Sängerin seiner Lieblingsband so verdammt nötig zur Toilette musste, war von seiner Libido mit einer stattlichen Erektion quittiert worden, die sich nun im enggeschnittenen Schritt der ledernen Hose Platz schaffte.

 

Im selben Augenblick, in dem Tom das ungeduldige Pochen seines Phallus zu ignorieren versuchte und er Xaras desperates Verhalten dennoch nicht übersehen konnte, geschah das Unvorstellbare: Wie von innen mit einem kräftigen Anschub nachgeholfen, schob sich die lange und so eisern zurückgehaltene Wurst aus ihrem Ausgang hinaus. Unfähig, etwas dagegen tun zu können, musste die 28-Jährige geschehen lassen, dass sie sich hier, vor den Augen sämtlicher Fans, schmählich einkackte.

Oh Gott, ich scheiß mir in die Hose, erfasste sie das Offensichtliche in Panik, als ihr Poloch sich trotz ihres hartnäckigen Versuchs, es krampfhaft geschlossen zu halten, stetig weiter öffnete.

Der gesamte, würzig riechende Haufen quoll knisternd und mit spürbarem Druck in ihren engen Slip hinein. Verschiedenste Emotionen rauschten blitzartig durch Xara hindurch, vor allem aber wurde sie von tiefgehender Scham und dem schrecklichen Gefühl der Bloßstellung erfasst, das sie zwang, es weiterhin auf dem Stuhl auszuhalten. Wenn ich aufstehe, merkt es sofort jeder, also bleibe ich besser sitzen, offenbarte sich ihr eine Logik, die sich jedoch schnell als trügerisch herausstellen sollte …

 

In dem knapp geschnittenen Höschen bahnte sich die warme Masse den Weg in Richtung Vagina nach vorn, legte sich kitzelnd an ihre Klit und die Schamlippen heran. Was grundsätzlich ein schönes Empfinden darstellte, trieb Xara die Tränen der Fassungslosigkeit und der entsetzlichen Blamage in die Augen. Um sich auch zu diesem fatalen Zeitpunkt noch immer nichts anmerken zu lassen, blinzelte sie jede Einzelne von ihnen professionell fort.

Nicht lange und der gesamte, auffallend duftende Inhalt ihres Darms befand sich im Inneren des schwarzen Slips. Ähnlich eines weichen, angenehm temperierten Seidentuchs schmiegte sich der mächtige Haufen in Xaras Pospalte und ihre Muschi hinein. Dieses zu erspüren, brachte sie erneut dazu, sich zu wünschen, dass der Erdboden sich unter ihr auftun und sie verschlingen möge. Hätte sie zu jenem ungünstigen Zeitpunkt allerdings die Muße dafür aufbringen können, das sanfte Streicheln zuzulassen, welches ihr Kitzler sie in seiner wohlig braunen Umhüllung spüren ließ, wäre sie nicht umhingekommen, es sogar im Ansatz zu genießen.

 

»Was riecht denn hier plötzlich so krass? Hat sich jemand eingeschissen?« Die laut gerufenen, wenig empathischen und leider nur zu wahren Worte eines Fans aus der Menge rissen Xara aus ihrer schambehafteten Bewegungsunfähigkeit heraus.

Wie aus einer Art Trance wachgerüttelt, sprang sie mit einem heiser hervorgebrachten ›Sorry‹ von ihrem Stuhl auf und schlug wie gehetzt den Weg zu den Sanitärräumen ein.

Die vier männlichen Mitglieder der Band schauten ihrer Frontfrau verwundert nach, widmeten sich dann jedoch rasch wieder den in großer Vielzahl vorgebrachten Fan-Anfragen und dem Unterschreiben der Autogrammkarten.

 

Wenn sich gute Musik und ein so geil erfüllter Fetischtraum vereinen, erlebe ich gerade den besten Tag meines gesamten Lebens, war sich Tom sicher, als er Xara in diskretem Abstand zum WC-Bereich folgte. Zwar sagte dem 38-Jährigen sein Gespür für Anstand deutlich, dass er seinem attraktiven Rockstar in diesem höchst sensiblen Moment der Verletzlichkeit zu nahe treten würde, doch er konnte nicht anders. Der Sängerin nicht nachzugehen, wäre für ihn keine Option gewesen, da seines Erachtens nach immer noch die Möglichkeit bestand, dass sie in exakt jenem dünnhäutigen Augenblick eine Schulter zum Anlehnen und Ausweinen brauchte. Diese wollte er ihr nur allzu gern bieten, denn von der Tatsache abgesehen, dass er den Vorfall als wahnsinnig sexy empfand, schätzte er Xaras Person und ihr Wesen außerordentlich.

 

Mit einem kurzen Klopfen öffnete Tom wider allen guten Benehmens die Tür des Damenklos. Wie nicht anders zu erwarten, traf er Xara tränenüberströmt vor dem Waschbecken stehend an. Ihr dunkles Make-up war komplett verlaufen, sie weinte vor Scham und Ärger über sich selbst. Um sie herum roch es auffällig und für Toms Empfinden ungemein erregend.

Xara hob den Blick und sah ihrem Fan im Spiegel entgegen. Bevor dieser etwas sagen konnte, fuhr sie ihn genervt an:

»Checkst du nicht, dass es gerade überhaupt nicht passt?« Der dazugehörige Ausdruck ihres Gesichts fügte einiges hinzu, welches auszusprechen überflüssig war, und dessen Inhalt Tom auch ohne Worte verstand.

»Entschuldigung …«, war alles, das er betreten murmelnd von sich gab, als er die Tür der Toilette wieder schloss und sich zurück zum Autogrammtisch in der Eingangshalle begab.

Ich Idiot, schimpfte er hierbei im Geiste vor sich hin, natürlich kann sie gerade jetzt, wo es so peinlich ist, wie vielleicht noch nie zuvor, keinen Fremden um sich herum brauchen. Und erst recht keinen Fan, du Holzkopf …

 

Ein paar Stunden später, nach einer wohltuenden Dusche und einigen freundschaftlichen Spaßbemerkungen ihrer Bandkollegen zu dem durchstandenen Horror hatte Xara sich zu einem spätabendlichen Getränk in einer winzigen, urgemütlichen Musikkneipe der Stadt überreden lassen. Es herrschte ein lauschiges Halbdunkel; im Hintergrund lief ein ruhiges Stück einer bekannten Metalband.

Noch immer unangenehm berührt, sprach sie nicht viel und hing hauptsächlich ihren Gedanken und dem innigen Wunsch nach, dass bitte nicht jeder der Umstehenden ihre randvoll gekackte Hose bemerkt haben möge.

 

Die Idee, auf einen letzten Absacker vor dem Schlafengehen einzukehren, hatte Tom ebenfalls, bevor er die Eingangstür des kleinen Musikclubs nach außen öffnete und in das behagliche Innere eintrat. Zuvor hatte Xaras verboten geiles Einkack-Fiasko bei seinem Heimkommen noch für einen intensiven Orgasmus gesorgt, der warm und anhaltend in ihm nachklang.

Wie magisch von ihr angezogen, fiel sein Blick direkt auf Xara, die dort am Tisch in der Ecke saß. Weniger dunkel geschminkt, als zu offiziellen Auftritten, die Haare weich und weitestgehend ungestylt, schaute sie in sich gekehrt zu ihrem Glas hinunter. Die übrigen Musiker waren ringsherum in Gespräche vertieft, lachten und tranken von ihren Bieren.

Ob ich mich ein zweites Mal trauen soll, sie anzusprechen, fragte sich der Mittdreißiger mit der Lederhose und dem schwarzen Festival-T-Shirt, als er bereits auf Xaras Ecktisch zuging. Sein Herz klopfte schneller; er schluckte vor Aufregung.

 

Die blonde Sängerin erkannte ihn auf Anhieb. Sie hatte sein Herantreten an ihren Tisch bemerkt und sah ihm lächelnd in die Augen.

»Setz dich zu mir«, forderte sie ihn mit freundlicher Stimme auf, »ich glaube, ich habe etwas gutzumachen.«

»Nur, wenn ich wirklich nicht störe …«

»Jetzt nicht mehr«, grinste sie. »Und dass ich vorhin so grob zu dir war, tut mir echt leid.«

Auf Toms Gesicht wurde ein breites Lächeln sichtbar.

»Kein Ding, ich war aber auch ein totaler Volldepp, dass ich dir in dieser Situation nachgelaufen und dann noch zu dir ins Frauenklo gekommen bin. Genau genommen bin ich es, der sich entschuldigen muss. Also, mir tut es auch leid. Ich heiße übrigens Tom.«

»Danke, freut mich sehr.« Sie reichten sich über die Tischplatte hinweg die Hand, wobei der Ärmel des T-Shirts nach oben rutschte und den Anblick des großen Tattoos auf Toms Oberarm preisgab, das unübersehbar Xaras Namen zeigte.