Eine besondere Windellieferung – Der hocherotische Fund (Kurzgeschichte)

Eine besondere Windellieferung
Der hocherotische Fund

Von Rebecca Valentin

Kurzgeschichte, erschienen am 12.09.2019

VG Wort

Sein Job als Paketdienstfahrer war stressig, anstrengend und nicht selten von großem Zeitdruck geprägt. Tag für Tag die gleiche, kräftezehrende Routine auf stets derselben Tour. Diese Eintönigkeit änderte sich jedoch jäh, als Ben an jenem Spätsommertag die Route eines kränkelnden Kollegen übernahm und auf dieser eine Entdeckung machte, die ihm den Mund offen stehen ließ und seinen Puls rasant beschleunigte.

 

Nur noch fünf Pakete, dann ist endlich Feierabend, dachte Ben erfreut, als er nach einer zuvor getätigten Auslieferung in den Laderaum seines Transporters schaute und die Anzahl der letzten Kartons mit einem Blick erfasste. Doch nicht nur die Menge, auch der Zustand der Paketstücke fiel ihm ins Auge. Hierbei bemerkte er, dass einer der Pappkartons reichlich lädiert zu sein schien. Um sich die Beschädigung aus der Nähe ansehen zu können, kletterte er behände in das Innere des geräumigen Fahrzeugs.

 

Aufgerissene Kartonseite mit darin sichtbarer Windelpackung

Tatsächlich, die Ecke ist ziemlich aufgerissen, stellte er fest und und schaute automatisch in das Halbdunkel des Pakets hinein. Mit angehaltenem Atem erkannte er auf Anhieb, was sich innerhalb des Kartons, der keinerlei Aufschrift eines Herstellers oder Versenders trug, befand: Da hat sich jemand Windeln liefern lassen! Er spürte, wie die Frequenz seines Herzschlags zunahm. Und wie es aussieht, von dem Händler, bei dem ich auch immer bestelle, fügte Ben der aufregenden Erkenntnis in Gedanken hinzu. Die neutral gehaltene Verpackung kam ihm nur allzu bekannt vor – aus eigener Erfahrung wusste er, wie überaus diskret und safe dieser Versandhandel seine Artikel verschickte.

Er berührte die blau-weiße Folienumhüllung der Tena Maxi mit den Fingerspitzen, drückte sie ein wenig zur Seite und las, dass die Windelslips in der Größe M geordert worden waren. Neugierig darauf, was für eine Person sich hinter der Bestellung verbergen mochte, warf er nun auch einen Blick auf den Vornamen seiner Kundin: Pia-Marie. Das klingt nach einer jüngeren Frau, schlussfolgerte er richtig, was ihn aufgekratzt annehmen ließ, dass diese Lieferung tendenziell eher für den Spaß als für die Altenpflege verwendet werden sollte. Wow, genau wie bei mir, staunte er mit klopfendem Herzen.

 

Auch, wenn es einen Umweg bedeutet, dieses Paket liefere ich auf jeden Fall als Nächstes aus, beschloss der junge Zusteller, während er sich erneut hinter das Lenkrad setzte und sich auf den Weg zu Pia-Maries Adresse machte.

Der aus seiner Sicht hocherotische Fund im Laderaum des Lieferwagens veranlasste Ben, den Daumen von oben in die Hose zu schieben und nach seiner eigenen Windel zu tasten, deren Folienbund er unmittelbar auf der Haut anliegen fühlte. Wie irre, ausgerechnet heute, wo ich eine besondere Windellieferung im Auto habe, bin ich ebenfalls gut eingepackt, sinnierte er kribbelig.

Da er die Route des erkrankten Kollegen nicht kannte und er aus diesem Grund nicht einschätzen konnte, ob und wie viele Toiletten sich auf ihr befanden, hatte er sich nach der Dusche am Morgen kurzerhand eine seiner Erwachsenenwindeln angelegt. So war es ihm möglich, das Praktische mit dem Erregenden zu verbinden – eine ungewohnte Handlung vor Arbeitsbeginn, doch deshalb nicht weniger anturnend, als vor den nassen Windel-Sessions am Abend. Wahrscheinlich empfindet sie in dieser Hinsicht ganz ähnlich … Und ihr Äußeres? Wie sie wohl ausschaut, überlegte er. Bestimmt süß, besonders wenn sie eine ihrer Tenas trägt, beantwortete seine erwachende Libido ihm diese Frage prompt. Inmitten dieses Gedankenspiels entspannte er, vor einer roten Ampel wartend, den Schließmuskel seiner Blase und entließ absichtlich einen kräftigen Strahl in seine Abri Form. Sofort wurde der heiße Urin von dem saugfähigen Vlies aufgenommen, wobei ihm die wohlige Wärme aufregend erhalten blieb.

Das herrliche Gefühl, das das kurzzeitige Pinkeln zwischen seinen Oberschenkeln hinterließ, verstärkte Bens Anspannung immens. Die Vorstellung, in Pia-Maries Schoß fühlte es sich bei jedem ihrer Windelmomente genauso reizvoll an, verursachte ihm eine prickelnde Gänsehaut.

 

Das erotische Kribbeln auf der Haut begleitete ihn bei jedem Schritt, den er auf die Haustür der angegebenen Lieferadresse zuging, an der er in wenigen Augenblicken den Klingelknopf betätigen würde.

Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er sich wünschte, man könnte die Windel, die er unterhalb der Diensthose und des Slips trug, sehen oder zumindest erahnen. So bräuchte er keine Andeutungen in dieser Hinsicht zu wagen und seine Kundin würde den Gleichgesinnten, der er eindeutig war, sofort in ihm erkennen. Denn die Unsicherheit, ob er sich trauen durfte, kleine Zeichen für eine offensichtlich gemeinsame Leidenschaft zu senden, war groß. Ob er den Mut dafür aufbrächte, wusste er nicht, einer Sache jedoch war er sich vollkommen sicher: Die ansonsten übliche Hektik auf seiner zeitlich knappen Zustelltour war ihm in jenem Moment egal. Diese besondere Windellieferung hatte ihm der Himmel geschickt; für einen solchen Wink würde er herzlich gern länger unterwegs sein und jede Überstunde der Welt in Kauf nehmen.

 

Wie in Trance versetzt, führte Ben den rechten Ellenbogen zur Klingel und läutete. Mit dem Paket in beiden Händen, das ein wenig sperrig war, stand er, in gespannter Nervosität wartend, vor dem Mehrfamilienhaus.

Einige Sekunden später ertönte der Summer des Türöffners, und die Haustür sprang mit einem unüberhörbaren Klack-Geräusch nach innen auf. Nun aber los, reiß dich zusammen, versuchte Ben es mit einer Ermahnung an sich selbst, doch sein Pulsschlag beruhigte sich nicht. Ganz im Gegenteil: Er verstärkte sich mit jeder Treppenstufe, die der junge Mann zügig in die erste Etage emporstieg.

 


 

Bereits den gesamten Vormittag hatte Pia-Marie immer wieder aus dem Fenster geschaut. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, die Innenflächen ihrer Hände fühlten sich feucht an. Nie zuvor hatte sie sich die Windeln, die sie für ihre heimlichen und höchst lustvollen Erotikspiele nutzte, online bestellt. Der Versender aus Norddeutschland war ihr von anderen Teilnehmern aus dem Windelforum, in dem sie seit wenigen Wochen angemeldet war, empfohlen worden. Er wäre absolut vertrauenswürdig und seriös, so hatte man ihr dort versichert, als sie von ihrer Sorge um die Offenlegung der persönlichen Daten im Internet, insbesondere was dieses überaus intime Thema beträfe, berichtet hatte. Die Kartons werden ohne Aufdruck und sehr diskret verschickt, schrieb man ihr als Antwort auf ihre Frage nach dem Versand. Da kriegt der Paketbote ganz sicher nicht mit, was er dir tatsächlich bringt …

Ähnlich einem beruhigenden Mantra war Pia-Marie dazu übergegangen, diese Aussage in regelmäßigen Abständen leise vor sich hinzusprechen. Es hatte ihr geholfen, vor Aufregung nicht vollständig durchzudrehen. Und nun war er da! Schon als sie den Dieselmotor des Transporters gehört und gleich danach die Aufschrift des Lieferdienstes an der Seite des Fahrzeugs gelesen hatte, war sie zur Tür ihrer kleinen Wohnung gestürmt, hatte den Summer gedrückt und die Wohnungstür eilig aufgerissen.

 

Der Zusteller kam ihr mit einem Lächeln auf den Lippen entgegen. Noch während er die letzten Stufen der Steintreppe nahm, begrüßte er sie bereits:

„Moin, ein Paket für Sie!“ Ihre Blicke trafen sich. Hey, der sieht ja richtig gut aus, lautete Pia-Maries erster Gedanke, dieser Fahrer muss neu in der Gegend sein. Bemüht, seinen fröhlichen Gruß zu erwidern, gewann ihre Unruhe jedoch rasch die Oberhand zurück und ihr freundliches Lächeln verformte sich zu einem verlegenen Grinsen.

„Hallo, prima, dass es jetzt da ist.“ Mit diesen Worten streckte sie die Arme nach vorn, um die Lieferung entgegenzunehmen, doch die Übergabe wurde ihr vorerst verweigert.

„Ich darf Ihnen die Sendung noch nicht komplett aushändigen.“ Die Hände der hübschen 20-Jährigen wurden feuchter, als sie es ohnehin schon waren.

„Warum nicht? Was ist los? Stimmt etwas nicht?“ Ihre Stimme klang höher als gewöhnlich.

„Ja, leider. Der Karton ist an der Seite aufgerissen. Ich muss Sie deshalb bitten, den Inhalt zu überprüfen, damit Sie und ich sichergehen können, dass nichts verlorengegangen ist.“ Von diesem Schreck ganz und gar eingenommen, entging ihr vollkommen, wie sehr die Stimme des Boten zu beben begonnen hatte. Seine Aufregung war auf einem ebenso hohen Level angelangt, wie ihn auch Pia-Marie erreicht hatte.

„Nein, das muss nicht sein“, gab sie schneller als nötig zurück, „da fehlt sicher nichts.“

„Tut mir leid, so lauten die Bestimmungen, und an die habe ich mich zu halten.“ Er stellte das unhandliche Paket auf der Schwelle zur Wohnung ab.

„Na gut, dann mach ich das halt.“ Sie schluckte und sah wie ertappt auf den Karton zu ihren Füßen hinab.

 

Ihr Herz schlug kräftig, als Pia-Marie das Paket mit der erwarteten Windellieferung zu sich in den weiß gefliesten Wohnungsflur zog und sich zu ihm hinunter kniete. Um sich den Gang in die Küche zu sparen, aus der sie ein Messer zum Durchtrennen der Klebebänder hätte holen müssen, nahm sie beide Hände und vergrößerte der Einfachheit halber den bereits vorhandenen Riss an der Kartonecke. Hierbei bemerkte sie nur beiläufig, dass der gutaussehende Mitarbeiter des Lieferservice ebenfalls in die Knie gegangen war.

 

Nachdem sie das Paket gänzlich aufgerissen hatte, kamen zwei Packungen mit jeweils vierundzwanzig Tena Slips Active Fit Maxi, Größe medium in der Farbe weiß/lila zum Vorschein. Pia-Maries Wangen wurden heiß und röteten sich spürbar. Als wäre sie soeben bei etwas Verbotenem erwischt worden, schaute sie verlegen auf und blickte geradewegs in das Gesichts ihres Gegenübers, welches sich unmittelbar auf Augenhöhe mit ihrem eigenen befand.

„Alles da“, flüsterte sie peinlich berührt.

„Prima. Die hatte ich übrigens auch schon mal, die sind echt gut“, hörte sie ihn plötzlich weitersprechen – mit einer Stimme, die einen ermutigend warmen Unterton angenommen hatte. „Zur Zeit benutzt ich die Abri Form, die ist ebenfalls nicht schlecht.“

„Ah, okay …“

„Ich heiße, nebenbei bemerkt, Ben“, stellte er sich höflich vor.

„Oh … ja, ähm … und ich bin Pia“, erwiderte die junge Frau perplex. „Du kennst dich ja gut aus. Ist es deshalb, weil du es auch …?“

„Geil findest?“, beendete er vorsichtig den angefangenen Satz.

„Ja?“ Pia-Maries Wangen färbten sich nun endgültig dunkelrot – noch nie hatte sie mit einem anderen Menschen vis-à-vis und derart offen über ihren Windelfetisch gesprochen. In einem Internetforum darüber zu kommunizieren, machte ihrer Meinung nach einen gewaltigen Unterschied zu einem Gespräch mit einer realen Person, da sich das Schreiben, wie sie befand, weit weniger direkt und intim anfühlte. Das erleichterte Aufatmen Bens registriere sie bei aller Aufgewühltheit lediglich am Rande.

„Und wie, ich steh total drauf“, gab der neben ihr Kniende unumwunden und mit liebevoller Stimme zu. „Heute trage ich sogar bei der Arbeit eine. Das mache ich normalerweise nicht, aber auf meiner Vertretungstour hab ich keine Ahnung, ob und wo ich ein Klo finde, falls es mal sein muss.“

„Wie praktisch …“ Pia-Marie lächelte und trocknete sich die Handflächen an den Oberseiten ihrer Schenkel, die in dunklen, engen Jeans steckten. Sie mochte den Paketzusteller, der sich ihr derart freundschaftlich anvertraute und von seiner Leidenschaft erzählte, als sei es das Normalste der Welt, schon jetzt sehr gern. Sie schienen auf einer gemeinsamen Wellenlänge zu funken, wie sie mit einem süßen Kribbeln im Magen feststellte.

„Ja, absolut. Willst du mal sehen?“, bot er trotz der leicht angefeuchteten Windel verwegen an. In dem Vertrauen darauf, dass sie einander nicht gut genug kannten, um die Hosen komplett herunterzulassen, wagte Ben die Unterbreitung dieses Angebots.

Ups, wollte er so weit gehen? Sie nickte zögernd, was ihrem Gesprächspartner ein sympathisches Grinsen hervorlockte.

„Okay, guck hier!“ Ben raffte das Poloshirt seiner Dienstkleidung nach oben und zog gleichzeitig den Bund der blauen Arbeitshose ein Stückchen herunter. Ein flacher, sonnengebräunter Bauch wurde sichtbar, zeitgleich blitzte der weiße, obere Abschluss der Windelhose frech hervor.

„Fass sie ruhig an, wenn du magst. Das ist keine mit Folie, sondern diese hat ’ne Baumwolloberfläche. Dann knistert und rutscht nichts unter der Jeans. Die Kollegen müssen’s ja nicht unbedingt mitbekommen“, erklärte er zwinkernd.

 

„Gerne, aber ich glaube, es geht besser, wenn du aufstehst“, schlug Pia-Marie vor und erhob sich im selben Augenblick aus der knienden Position. Ben tat es ihr gleich und während sie zögerlich die Fingerspitzen von oben in seine Hose gleiten ließ, nahm er ihr Gesicht behutsam in seine Hände.

Sie standen eng beieinander; Bens Augen glänzten erregt, sein Atem hatte sich merklich beschleunigt. Aufgeheizt strich er ihr die Haare aus der Stirn, beugte sich zu ihr und streichelte mit den Daumen sanft ihre Wangen und Schläfen. Sie genoss seine zärtlichen Berührungen; nur einen Atemzug davon entfernt, ihn zu küssen, waren Pia-Maries Emotionen ebenfalls in Aufruhr: Die warme Haut des beinahe Fremden an ihren Fingerkuppen zu spüren, weckte ebenso große Lust in ihr, wie das Ertasten des weichen Windelsaums an seinem Bauch.

„Es ist wahr, sie fühlt sich flauschig an, fast wie Stoff“, kommentierte sie flüsternd und beließ ihre Hand, obwohl sie den Haptiktest des Windelmaterials bereits abgeschlossen hatte, an Ort und Stelle. Die Haut des Mannes, der sie so begehrlich anschaute, wie sie es bei einem Kennenlernen nie zuvor erlebt hatte, zu berühren, war einfach zu schön, um es jemals wieder enden lassen zu wollen.

Ihr Pflichtbewusstsein durchkreuzte dieses wunderbare Vorhaben allerdings, indem es sie unangenehm daran erinnerte, dass Ben sich beruflich bei ihr aufhielt und sicher noch weitere Kunden auf ihre Pakete warteten.

„Musst du nicht auch noch woanders hin, um deine Sachen auszuliefern?“, erkundigte sie sich deshalb flüsternd. Erkennbares Missfallen mischte sich in den zärtlichen Blick, der nach wie vor in ihren Augen ruhte.

„Ich wünschte, du hättest unrecht, aber es stimmt, ich muss gleich gehen“, raunte er.

„Wie schade …“

„Finde ich auch. Glaubst du mir, dass ich verdammt gern bleiben würde?“ Sie nickte.

„Mir geht’s doch genauso, ich hätt’s auch lieber, wenn du hierbleiben könntest.“ Pia-Maries Antwort kam geradewegs aus der Tiefe ihres Herzens. Hätte ihr am Morgen dieses Tages jemand vorausgesagt, dass sie schon am Nachmittag auf dem besten Wege sei, sich Hals über Kopf zu verlieben, hätte sie ihm keinesfalls geglaubt. Und nun stand sie hier, in den Armen dieses unendlich liebevollen Paketzustellers, den sie nie wieder loslassen wollte. Anlass genug, um Ben eine aufrichtig gemeinte Einladung auszusprechen:

„Was hältst du davon, später wiederzukommen? Ich glaube, wir haben viel gemeinsam.“ Ein Lächeln der Begeisterung überzog sein Gesicht; der Gleichklang ihrer Seelen war geradezu spürbar.

„Wahnsinnig gern! Ich werde da sein, das verspreche ich dir!“ Der Kuss, der dieser verheißungsvollen Zusicherung folgte, ging Pia-Marie tief unter die Haut. Ihre Knie wurden weich, die Härchen ihrer Arme und des Nackens stellte sich in sinnlicher Vorfreude auf. Sie erwiderte seinen Kuss sanft und konnte bereits jetzt das Wiedersehen mit diesem wunderbar einfühlsamen Menschen, der wie zufällig ihre Windelleidenschaft zu teilen schien, kaum noch erwarten.