Mehr als eine Rolle – In Windeln vor der Krankenschwester (Kurzgeschichte)

Mehr als eine Rolle
In Windeln vor der Krankenschwester

Neunte Geschichte aus dem Buch »Windellust«

Von Rebecca Valentin

Kurzgeschichte, erschienen am 01.08.2024

VG Wort
Blonde Krankenschwester mit Stetoskop.

Noch immer fällt es mir schwer, zu glauben, dass mir das Undenkbare wirklich passiert ist und dass mir die Glücksgöttin Fortuna ausgerechnet in Form eines sinnlich-prickelnden Einfalls meiner Freundin erschienen war.

 

Obwohl wir bereits seit mehreren Jahren ein Paar waren, wohnten wir nicht zusammen – ein Zustand, von dem ich wusste, dass er Vivien nicht glücklich stimmte, der mir aufgrund meiner speziellen Neigung aber überaus gelegen kam. Nicht, dass ich mir das Zusammenleben mit ihr nicht ebenfalls hätte vorstellen können, doch die Scham in Bezug auf meinen Windelfetisch, der mich seit der Schulzeit begleitete, stand der Verwirklichung ihres Anliegens strikt entgegen.

Wenngleich ich Vivien von Anbeginn unserer Beziehung über alles liebte, war mir das Gestehen meiner geheimsten Leidenschaft noch nicht gelungen. Entweder hatte der Zeitpunkt nicht gepasst, oder ich war schlicht zu feige gewesen, ihr mein strenggehütetes Geheimnis preiszugeben. So hatte ich in Sachen Ausreden eine Kreativität entwickelt, die einzig der Verzweiflung geschuldet war und vor Gewissensbissen nur so triefte. Bei meinen fadenscheinigen Begründungen, nicht mit ihr zusammenzuziehen, spürte ich jedoch stets, dass ich die Verlegenheitslügen nicht mehr lange würde aushalten können. Umso erleichterter war ich über die Möglichkeit des Outings, die sich mir derart überraschend bot und die ich mit beiden Händen fest am Schopfe packen wollte.

 

An jenem Abend, an dem sie mir von ihrer reizvollen Idee erzählte, saßen wir bei ruhiger Musik und Kerzenschein zusammen. Draußen fegte ein nasskalter Sturm ums Haus, während uns im warmen Wohnzimmer fühlbar heißer wurde.

Wir hatten uns soeben ein Glas Wein eingeschenkt und stießen leise klingend miteinander an, als ich bemerkte, dass sich ein gewisses Funkeln in Viviens Augen abzeichnete. Ein solches kannte ich ansonsten ausschließlich von unseren erotischen Stunden unter der Bettdecke. Bedauerlicherweise waren diese in der letzten Zeit rar geworden, was den Anstoß für den Wunsch gegeben hatte, den meine Freundin nun mit vor Spannung geröteten Wangen zum Ausdruck brachte:

»Du Henning, ich hab da was gelesen, das wir mal ausprobieren könnten … Etwas, das uns vielleicht mehr anturnt als alles andere.« Bei dir mag es angehen, dachte ich automatisch, doch was es auch ist, es kommt sicher nicht an das heran, was eine Windel in mir auslöst. In meinem Leben gab es bereits das Eine, das mich unendlich geil werden ließ, welches ich jedoch leider für mich allein ausleben musste, wie mir nicht zum ersten Mal schmerzlich bewusst wurde.

»Aha, und was?«, fragte ich dennoch interessiert nach. Trotz meiner ausgeprägten Lust auf Windelspiele stand ich dem Thema Erotik zu zweit grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.

»Wäre es nicht toll, wenn wir beim Sex jemand ganz anders sein könnten?«, fuhr Vivien fort. »Eine fremde Person, die wir spielen würden, wie im Kino oder am Theater, etwas, das wir im Alltag nicht sind.«

»Eine Art Rollenspiel?«

»Ja, nicht nur so eine Art, sondern genau das. Was hältst du davon? Ich zumindest könnte es mir wahnsinnig aufregend vorstellen. Es käme uns dabei alles so ungewohnt vor, obwohl wir uns beide und das, was wir mögen, schon lange kennen.« Ich wandte den Blick ab; Schuldgefühle wallten in mir auf. Vivien bemerke es nicht.

»Außerdem wäre es eine Chance, wieder etwas mehr … na ja, Schwung in unser …«, versuchte sie, mich weiterhin zu überzeugen, brach aber kurz vor Schluss des Satzes ab. Ich wusste, was sie nur zögerlich zu Ende sprach: Ihr fehlte der Pep in unserem Liebesleben und mit dieser Methode erhoffte sie sich, es erfolgreich aufzufrischen.

 

Warum nicht, überlegte ich, indessen ich meiner Freundin zurück in die fragenden Augen schaute, den Gefallen tue ich ihr gern. Im selben Moment hörte ich den berühmten Groschen der Erkenntnis förmlich fallen – natürlich, wieso komme ich erst jetzt darauf? Das wäre die Gelegenheit, ihr mein Faible für Windeln und das, was ich mit ihnen verbinde, ungezwungen näherzubringen! Für mich würde es sogar mehr als nur eine Rolle sein – geradezu ideal, ich bräuchte mir lediglich eine passende, windeltragende Figur auszudenken, die Vivien dann verwöhnen könnte. Und während wir mittendrin sein würden, läge es an mir, das eine oder andere erklärende Wort dazu zu sagen. Obwohl auch das nicht leicht werden dürfte, wie ich mutmaßte, stellte ich mir diesen Weg aber wesentlich einfacher vor, als das offene Gespräch zu suchen.

»Du hast recht, das machen wir. So können wir uns ganz neu entdecken und warum sollte uns das Unbekannte nicht auch Spaß bereiten?«, kam ich ihrer Anregung wie aus der Pistole geschossen nach. Insgeheim betete ich, dass es in jeglicher Hinsicht funktionieren und meine als ein Schauspiel getarnte Enthüllung sie nicht allzu stark aus der Fassung bringen würde.

 

»Wow! Toll, dass du auch Lust darauf hast«, freute meine Partnerin sich und drückte mir einen überschwänglichen und ungemein weichen Kuss auf den Mund. Bevor ich jedoch dazu kam, ihn ausgiebig zu genießen, hielt Vivien schon eine weitere Verlockung für mich parat: Da sie mich mit ihrem Vorschlag quasi überrumpelt habe, so lautete ihr Angebot, dürfte ich mir zuerst eine Rolle aussuchen, in die sie schlüpfen sollte. Ich wäre vollkommen frei in meiner Wahl, sagte sie mir zu, da sie sich, was unser kleines, frivoles Experiment anging, zu allen Schandtaten bereit fühlte. Allerdings, so endete ihr Entgegenkommen mit einem verwegen Grinsen, müsste ich hinterher für sie den vulgären Rockstar mimen, der sie, als sein unersättliches Groupie benutzen würde, wie es ihm gefiel.

»Einverstanden«, ging ich bereitwillig auf ihren Wunsch ein, »und du darfst meine Krankenschwester sein, die mich im Bett pflegen und versorgen soll.«

»Darauf freue ich mich«, lachte sie und hob mir ihr Weinglas verzückt entgegen.

 

Da wir beide noch einiges für unsere jeweilige Rolle vorbereiten wollten, was sich bei mir vornehmlich auf das Besorgen einer nietenbesetzten Lederjacke und einer Tube Haargel bezog, verabredeten wir uns für den darauffolgenden Samstag, um uns erneut zu treffen.

 

Ich hatte zu ihr kommen sollen, so der anfängliche Plan, dieses abzuwenden, gelang mir jedoch grad noch rechtzeitig. Was Vivien nicht vorhersehen konnte, war, dass wir für meinen Part im Bett einen Matratzenschoner benötigen würden, den sie nicht besaß und den ich im Vorfeld ohne ihr Wissen kurzerhand unter mein Laken zog. Zwar dürfte die Windel einiges auffangen, doch es genau abzuschätzen war mir noch nie leichtgefallen. Des Weiteren ließ ich mir für die Darstellung des unmoralischen Rockstars einen kratzigen 3-Tage-Bart sprießen, der den äußeren Eindruck meiner Ansicht nach hervorragend komplettierte.

Doch zunächst sollte ich an der Reihe sein – der Gedanke an das, was ich meiner nichtsahnenden Freundin in Kürze präsentieren würde, versetzte mich in zwiegespaltene Aufregung. Zum einen freute ich mich, dass ich auf diese Weise mit den Heimlichkeiten Schluss machen dürfte, zum anderen aber sorgte ich mich, dass Vivien sich erschrocken von mir zurückziehen könnte. Aus genau diesem Grund hatte ich mein Schweigen so viele Jahre bewahrt …

 

Um mich abzulenken, betrachtete ich den Ort des Geschehens noch einmal gründlich: Die Bettwäsche war frisch, das Schutzlaken sorgsam um die Matratze gehüllt und es standen ausreichend Getränke bereit. Für das passende Schwestern-Outfit würde Vivien sorgen. Sie nahm fälschlicherweise an, dass ich neckische Krankenschwesterfantasien hegte und es dafür zwingend erforderlich war, sich bei einem Onlinehandel für Fetischkleidung entsprechend auszustatten. Dies entsprach jedoch in keiner Weise den Tatsachen – das Pflegeszenario diente ausschließlich als Mittel zum Zweck. Es war ein angemessener und zugleich unauffälliger Rahmen, sie mit meinem Windelfetisch vertraut zu machen. Am Schluss werde ich alles richtigstellen, versprach ich meiner attraktiven Freundin in Gedanken und freute mich nun darauf, das wichtigste Accessoire des Rollenspiel-Abends vorzubereiten: die herrlich weiche Windel.

 

Oh, so langsam geht mein Vorrat zu Ende, bemerkte ich, als ich mich in den Kleiderschrank hinein beugte und eine der Einmalwindeln aus der Packung herausnahm. Meistens benutze ich sie morgens, resümierte ich in jenem Augenblick und erinnerte mich an den Moment des Aufwachens vor wenigen Tagen. Ich hatte sie über Nacht getragen und noch im Halbschlaf, als meine Blase lohnenswert gefüllt war, genüsslich hineingemacht. Wie bei jedem Mal hatte das Erlebnis einer nassen, sich vollsaugenden Windel dazu geführt, dass meine Finger, noch während der warme Strahl aus mir herauslief, wie von selbst auf die anschmiegsame Folie gewandert waren. Dort hatte ich nicht anders gekonnt, als meinen Penis erst sanft und kurz darauf immer fester durch das Material hindurch zu reiben. Es hatte nicht lange gedauert, dieser Fetisch pusht mich einfach zu stark – von einem unwillkürlichen Stöhnen begleitet, und ohne, dass ich es noch hatte aufhalten können, war mir bald die gesamte Ladung in die eingepinkelte Windelhose gespritzt.

 

Diese Rückschau in Verbindung mit dem Wissen, in weniger als einer halben Stunde gewindelt von meiner attraktiven Freundin zu liegen, erregte mich trotz der Besorgnis, die mich nach wie vor beschäftigte. Mein Schwanz versteifte sich zusehends, so dass ich mich beeilte, die Jeans samt Slip herunterzuziehen und mir die schneeweiße, hörbar knisternde Windel anzulegen. Gott, dieses Rascheln, und wie unglaublich geil sie sich anfühlt, dachte ich und sah, als ich an mir herunterblickte, dass sich die pochende Erektion steil vor meinem Bauch aufgerichtet hatte. Ich war kaum in der Lage, das Vorderteil drüber zu ziehen – nicht zuletzt kribbelte es mich unermesslich in den Fingern, mich rasch und zielgerichtet zu einem schnellen Orgasmus zu reiben. Da ich mich, mit der besonderen Rollenspielnacht vor Augen, seit nunmehr drei Tagen zurückgehalten hatte, spürte ich den Druck und das Verlangen entsprechend intensiv.

Das Geräusch ihres Schlüssels spornte mich an, die zwei Klebestreifen rechts und links hastig zu schließen und die Jeans eilig darüber zu ziehen.

 

Ich ging meiner Süßen entgegen. Diese trat mit einem langen, bis obenhin zugeknöpften Mantel in den Flur, unter dem, nachdem sie ihn abgelegt und an die Garderobe gehängt hatte, die heißeste Krankenschwester hervorkam, die ich je zu Gesicht bekommen hatte.

»Du siehst sensationell aus, so verdammt sexy und irre hübsch. Was bist du nur für eine scharfe, geile Maus«, flüsterte ich ihr ins Ohr, während ich sie eng an mich heranzog.

»Nur für dich«, gab sie sündig lächelnd zurück und wechselte ohne Übergang in die von mir gewünschte Rolle der Pflegekraft. Freundlich, aber mit einem bestimmenden Unterton in der Stimme schickte sie mich in mein Schlafzimmer.

»Was laufen Sie überhaupt hier herum, Herr Thormann? Sie gehören ins Bett und haben dortzubleiben, so wie der Doktor es angeordnet hat. Los, los, auf geht’s«, forderte sie mich direkt und ohne eine Widerrede zuzulassen, auf, mich geradewegs auf mein Krankenlager zu begeben.

»Schließlich haben Sie eine Gehirnerschütterung, damit spaßt man nicht!«, schob sie spielerisch schimpfend hinterher und folgte mir auf dem Fuße. Es war phänomenal und wieder einmal unverkennbar, wie gleich wir dachten und in welch wundervoller Weise wir harmonierten. Denn exakt diese Diagnose hatte ich mir im Vorfeld ebenfalls als Grund für die strenge Bettruhe zurechtgelegt.

 

Meine Freude über unsere gemeinsame Wellenlänge hielt nicht lange an, denn schon im nächsten Augenblick stand ich am Bett und sollte mir, so die resolute Anordnung der Schwester, schleunigst die Kleidung ausziehen.

»Aber dafür darf ich doch wohl allein sein«, protestierte ich, »oder habe ich hier in der Klinik überhaupt keine Privatsphäre?«

»Nein, die haben Sie ganz und gar nicht. Sie befinden sich nicht im Hotel, junger Mann«, klärte mich das kokette Mädel in der hellblauen Schwesternoptik auf. »Und nun raus aus den Klamotten und flugs unter die Decke«, befahl sie abschließend.

So ein Mist, sie soll die Windel noch nicht sehen, fluchte ich innerlich und war dankbar für das länger geschnittene T-Shirt, welches ich an diesem Abend trug. Zudem half es mir, dass lediglich eine Stehlampe im Raum ein mildes Licht spendete, um das meiste der Unterwäsche aus weißer Folie zu verdecken, die nun zum Vorschein kommen würde.

 

So zügig es mir möglich war, streifte ich die Jeans herunter und sprang mit einem flotten Satz unter die Bettdecke. Sie hat nichts von der Windelverpackung mitbekommen, wagte ich eine schnelle Prognose, mit der ich tatsächlich richtig lag. Mein Herz schlug noch immer kräftig; innerhalb der Folienwindel pulsierte der Phallus und ragte unverändert vor meinem Bauch empor. Und auch wenn es äußerlich nicht den Anschein erweckte: Die Besorgnis gewann zum ersten Mal die Herrschaft über die Wollust. Klar, gleich wird sie mich in irgendeiner Form versorgen und erblickt dann die Windel, wuchs in mir die Angst, noch an diesem Abend fürchterlich ausgelacht oder im schlimmsten Fall verlassen zu werden.

 

Infolge der Bedenken, die sich sekündlich vergrößerten, nahm die Härte und Standfestigkeit meines Penis merklich ab. Ich schaute der Schwester bei jedem Handgriff furchtsam zu, befolgte alle Weisungen und trank und aß brav, was sie mir darreichte. Da ich den gesamten Tag über ausgiebig Wasser zu mir genommen und sie mir zusätzlich einiges an Getränken angeboten hatte, fühlte ich, während sie damit beschäftigt war, meinen Blutdruck und den Puls zu kontrollieren, dass der Drang, pinkeln zu müssen, erheblich zunahm. Soll ich’s laufenlassen, fragte ich mich und versuchte, in der Kürze der Zeit das Für und Wider einer feuchten Windel abzuwägen, sobald sie von Vivien entdeckt werden würde.

Es macht keinen Unterschied, entweder sie ist tolerant oder sie kann sowieso nicht damit leben, egal ob trocken oder nass, lautete der Entschluss, zu dem ich kam, bevor ich die Flüssigkeit aus meiner Blase zögernd freigab. Zu Beginn wollte es nicht laufen, zu groß war die Aufregung, die mein Einpinkeln in die Windel begleitete, dann aber formierten sich die anfänglichen Tropfen zu einem kontinuierlichen Strahl, der deutlich wahrnehmbar durch meine Harnröhre rauschte.

 

»Hallo Herr Thormann, träumen Sie? Ich habe Sie nach ihrem Befinden gefragt«, wurde mein konzentriertes Innehalten nur einen Moment später gestört. Und indessen ich den Kopf schüttelte und wahrheitsgemäß angab, in jenem Augenblick keine Schmerzen, sondern eher ein Gefühl der Erleichterung zu verspüren, floss es weiterhin gelb und heiß aus mir hervor.

»Erleichterung? Die kann ich Ihnen auch auf eine ganz andere Weise verschaffen«, hörte ich plötzlich das anzügliche Angebot, das die Krankenschwester mir höchst zweideutig unterbreitete. Bei allem Kopfzerbrechen und der Fokussierung auf das bevorstehende Windel-Outing hatte ich beinahe übersehen, dass unsere Inszenierung einem festgelegten Ziel diente.

»Hm, was sagen Sie dazu? Und falls Sie ein besonders folgsamer Patient sind, komme ich sogar zu ihnen ins Bett …« Viviens Stimme hatte einen lasziven Unterton angenommen, der mich unter veränderten Umständen auf der Stelle in seinen Bann gezogen hätte. Nun jedoch, da ihre Hand sich bereits an meinem Oberkörper hinab, unter die Bettdecke streichelte, war mir nach allem anderen als erotisch-verbaler Stimulation zumute.

 

Nein, schrie plötzlich etwas in mir auf, brich es ab, das packst du nicht, das geht garantiert schief.

»Ähm, nicht nötig, ich brauche die Entspannung grad gar nicht und außerdem bin ich ein sehr störrischer Patient«, rief ich ihr angsterfüllt entgegen. Gleichzeitig umfasste ich ihr Handgelenk, so fest ich konnte.

»Aua! Mensch Hennig, das tut weh!«, protestierte meine langjährige Freundin und blickte mich sichtlich verärgert an. Zeitgleich war sie mit den Fingerspitzen aber weiter vorangekommen, als mir lieb gewesen wäre, denn sie ertastete bereits den oberen Abschluss der Windel. Die knisternde Folie erweckte ihre Neugier und animierte sie offensichtlich zu einem jähen Stimmungswechsel.

»Tut mir leid, sorry«, entschuldigte ich mich kleinlaut und lockerte den Griff an ihrem Unterarm.

»Was ist das? Was hast du da an?«, erkundigte sie sich unverhohlen, anstatt auf meine Bitte um Verzeihung zu reagieren. Mir sollte es recht sein – überdies war es jetzt eh zu spät. Sie hatte die Windel bemerkt, was bedeutete, dass die Falle, in die ich mich selbst hineinmanövriert hatte, zugeschnappt war.

Stellvertretend für eine Antwort schlug ich die Decke zurück. Unfähig, ein Wort zu sagen, sah ich Vivien in ihrem sexy Schwesternkostüm geradewegs ins Gesicht hinein. Unbewusst und von jahrelanger Besorgnis geleitet, wartete ich auf ein Zeichen der Häme oder des Ekels, doch nichts dergleichen fand sich.

 

Einige Sekunden lang betrachtete sie die füllige, weiße Verpackung, die feucht und ein wenig aufgequollen um meinen Unterkörper lag, danach hob sie den Kopf und erwiderte meinen Blick, der ihre Mimik so forschend musterte. Als sie die Unsicherheit darin erkannte, überzog ein Lächeln ihre Lippen, welches mir zu verstehen gab, das ich aufhören dürfte, mir Gedanken zu machen.

»Die Windel ist aber nicht Teil deines Rollenspiels, oder? Denn dann hättest du mich nicht so panisch festgehalten, als ich in ihre Nähe gekommen war.« Clever kombiniert, dachte ich und konnte nichts weiter unternehmen, als ihr ein Kopfschütteln zurückzugeben. Sollte sie es doch akzeptieren und nicht etwa ablehnen, wie ich immer angenommen hatte? Ich hoffte es von Herzen.

»Aber was ist es dann? Gibt es dir etwas, sie anzuziehen? Und das ausschließlich mit einer Krankenschwester? Bitte erkläre es mir, Schatz.« Ihr Tonfall war weich, die Augen sahen mich bittend und voll unbeantworteter Fragen an. Die Zeit für die Richtigstellung, die du ihr im Geiste bereits zugesichert hast, ist da, ermahnte ich mich selbst und setzte mich mit einem raschelnd-feuchten Hintern im Bett auf.

 

Viviens Hände in meine nehmend, holte ich weit aus, schilderte die Anfänge meiner Vorliebe, die tiefgehenden Gefühle und beichtete ihr im Anschluss daran den Hintergedanken, der mir zu ihrem Einfall des Rollenspiels gekommen war. Dass es mir nicht in erster Linie um die Schwester, sondern um mich als den Patienten ging, der nicht aufstehen durfte und deshalb zum Windeltragen gezwungen war.

»Nicht falsch verstehen, du siehst in deinem Dress extrem heiß aus, aber ich hatte mich einfach nicht getraut, es dir anders zu sagen. Daher fand ich, dass es ein schöner Anlass war, dir zu zeigen, was mich so geil macht, wie kaum etwas sonst auf der Welt.« Ihre Miene verzog sich zu einem Schmollen.

»Etwa geiler als ich?« Mit jener Frage hatte ich gerechnet, seit ich angefangen war, diesen Dialog in meinen Überlegungen immer wieder durchzugehen.

»Selbstverständlich nicht. Deshalb die Einschränkung, du bist die große Ausnahme. Ich liebe dich wie verrückt, mit dir kann ich mir alles vorstellen, auch ohne solche Extras. Der absolute Hammer wäre natürlich eine Kombination: wir beide plus Windeln.«

»Nee, ist klar«, lachte Vivien mich nun sichtlich gelöst an, »dass du das zusammen am Liebsten hättest, kann ich mir denken, aber lass mir noch ein bisschen Zeit. Zumindest weiß ich schon jetzt, wer zu Weihnachten ein dickes Paket Windeln unter dem Christbaum finden wird.« Höchst ergriffen, und wie von einer schweren Last befreit, zog ich meine hinreißende Freundin an mich und vergrub die Nase in ihrem blonden Haar.

»Und ich weiß«, verkündete ich selig lächelnd, »wer gleich morgen auf Wohnungssuche geht und dann endlich mit seiner Traumfrau zusammenzieht.«