
Die Frage, ob dieser erste bedeutende Blick zwischen ihnen bereits ein Band des gegenseitigen Verstehens geschmiedet hatte, ist für Bent bis heute ungeklärt geblieben. Genauso wie die Herkunft des Namens seines Freundes: Ist Aramis sein echter Vorname oder handelt es sich lediglich um einen Künstlernamen, an einen der Titelhelden aus ›Die drei Musketiere‹ angelehnt? Doch spielt es überhaupt eine Rolle? Für Bent nicht – er spricht die Liebe seines Lebens noch immer mit diesem Namen an, ganz gleich, ob er ihm nach der Geburt zugeteilt worden war, oder der Große mit den halblangen Haaren ihn sich selbst erdacht hatte. Einzig bei der Tatsache, dass Aramis in Sachen Windeln mit ihm auf einer Wellenlänge funkte, war er sich sofort sicher gewesen – zumindest was das Tragen des knisternden Schutzes anging. Ob er allerdings von einem Windelfetisch ausgehen durfte, wie er ihn selbst besaß, oder das von ihm wahrgenommene Rascheln einer Inko-Notlösung heraus entsprungen war, hatte es noch zu klären gegolten …
Kennengelernt hatten sie sich am Theater. Sie gehörten unterschiedlichen Ensembles an und waren sich daher meist nur zufällig im Gebäude begegnet – bis zu diesem alles verändernden Tag, an dem die Aufnahme eines neuen, großen Piratenstücks ins Programm beschlossen wurde. Für die Aufführung brauchte es so viele Schauspieler, dass man ihre Gruppen kurzerhand zusammenlegte.
Erfreut hatte Bent von jener Entscheidung erfahren – seit diesem Zeitpunkt war zur Nervosität der Uraufführung von ›Der Schwur der schwarzen Flagge‹ die Aufregung des intendierten Zusammentreffens mit Aramis hinzugekommen. Denn dass er seit dem Tag, an dem er ihn zum ersten Mal gesehen hatte, rettungslos in den gut aussehenden Dunkelhaarigen verschossen war, ließ sich weiß Gott nicht leugnen. Und er wollte es auch nicht; nahezu jeder Gedanke galt dem unwiderstehlich anziehenden Künstlerkollegen, vor allem am Abend und in der Nacht, wenn er mit sich allein war. In seiner erotischen Vorstellung kamen sie gemeinsam – fast durchgehend trug er eine Windel, in die er mit brennender Leidenschaft ejakulierte, wann immer er die Vorliebe für Diapers in seinem aufreizend-heißen Kopfkino mit Aramis teilte.
Und dann war er da, dieser unvergessliche Gänsehaut-Moment, an dem Bent das entscheidende Signal in Form eines unverkennbaren Raschelns empfing. Sie probten zusammen das neue Bühnenwerk, als am Hinterteil seines heimlichen Schwarms plötzlich das leise, windeltypische Geräusch zu hören war. Bent hielt in diesem Augenblick die Strickleiter, die Aramis zur Spitze des Hauptmastes hinaufklettern sollte, mit beiden Händen fest. Zum Erklimmen der ersten Sprosse musste der Größere im weißen Rüschenhemd das rechte Bein anheben, was den Auslöser für die Aufdeckung in Bents Richtung gab. Er stand dermaßen nah neben dem Mann seiner lustvollsten Träume, dass er jenes knisterndes Zeichen nicht ignorieren konnte. Der Blick, der ihn daraufhin erreichte, sprach Bände. Zwar war er kurz, doch die Botschaft war eindeutig. Ich weiß, dass du es gehört hast, und ich sehe dir an, dass es etwas in dir auslöst, lautete der Wortlaut, den Bent ihr entnahm. Wie recht diese unscheinbare, aber prägnante Message doch hatte!
Die Überlegung, Aramis darauf anzusprechen, drängte sich geradezu auf: Wann trifft man schon einen Fetisch-Gleichgesinnten, in den man gleichzeitig bis über beide Ohren verknallt ist? Falls sich die Vermutung mit dem Fetisch überhaupt als richtig herausstellen sollte – um das herauszufinden brauchte es Mut und davon nicht wenig …
Zu Bents großer Erleichterung wurde ihm dieser nicht einfache Schritt zur Aussprache abgenommen. Es war Aramis, der nach der Probe das Gespräch mit ihm suchte.
»He, du hast da vorhin etwas mitbekommen, hm?«, grinste dieser ihn freundlich an. Es war das erste Mal, dass sie sich miteinander unterhielten, und dann gleich über dieses sexy, aber doch gewagte Thema. Bent erwiderte das Grinsen; sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Sie standen in einer halbdunklen Ecke des Requisitenraums hinter der Bühne – sie waren allein, die übrigen Schauspieler befanden sich auf dem Weg nach Hause.
»Ja, stimmt. Es … es hat geknistert, ich konnte es nicht überhören.« Er schaute seinem Gegenüber in die braunen Augen, dieser erwiderte den vielsagenden Blick.
»Ja, dass es bei dir angekommen ist, war ziemlich eindeutig …« Aramis’ Grinsen wurde breiter. »Auch dass es was mit dir gemacht hat, mit deiner Konzentration. Es hat dich kurz rausgeholt, oder täusche ich mich?«
»Du hast recht. Ich gebe zu, dass es geradezu göttlich für mich war, das zu hören.« Aramis lachte laut auf; sein Lachen war derart ansteckend, dass Bent spontan einstimmte.
»Ja, wirklich«, hob der Blonde gleich darauf zu einer Erklärung an, »und dass es etwas mit mir angestellt hat, betrifft nicht nur die Konzentration. Ich … weißt du, also ich … habe auch eine Windel drunter.«
»Tatsächlich?« Interessiert sah ihm der andere ins Gesicht. »Und weshalb? Bei mir hat es Sicherheitsgründe. Verrückterweise habe ich irgendwann gemerkt, dass ich unter Druck besser arbeiten kann. Speziell dem unterhalb der Gürtellinie. Deshalb muss ich bei den Proben und während der Aufführungen fast immer dringend pinkeln oder groß. Frag mich nicht warum, aber es treibt mich auf eine besondere Weise an. Na ja, und falls es doch zu heftig wird oder sogar schiefgeht, habe ich dann die Windel als doppelten Boden quasi.«
Okay, kein Fetisch und damit kein Diaper Lover, wurde es Bent klar, dennoch trägt er sie nicht mit Widerwillen, sondern weiß die zuverlässigen Polster zu schätzen, tröstete er sich. Der Rest würde sich vielleicht ergeben …
»Und du? Ich hätte nicht gedacht, dass du auch so’n Teil drunter hast …« Im Gegensatz zu Aramis’ Wangen, färbten sich seine eigenen flammend rot. Gut, dass noch Theaterschminke drauf ist, dann fällt es hoffentlich nicht so auf, atmete der Blonde mit den blauen Augen innerlich auf.
»Ich?« Bent versuchte, Zeit zu gewinnen.
»Ja? Ich wüsste nicht, wem ich die Frage sonst hätte gestellt haben können …« Humorig sah Aramis sich über die Schultern hinweg zu beiden Seiten um. Danach schaute er seinen Gesprächspartner auffordernd an.
»Komm sag, so schrullig wie bei mir, dass ich extra nicht aufs Klo gehe, wenn’s drauf ankommt, kanns schon nicht sein.« Hast du ’ne Ahnung, dachte Bent verlegen, wurde jedoch im selben Moment von dem Gefühl erfasst, Aramis alles anvertrauen zu können. Obwohl sie erst seit wenigen Minuten miteinander redeten, spürte er eine Nähe zu dem Schauspielkollegen, die er in dieser Intensität nie zuvor erlebt hatte.
»Gut, ich erzähl’s dir. Bei mir ist es sexuell. Es macht mich tierisch an, mir eine Windel anzulegen und sie zu benutzen.« Jetzt war es raus. »Du siehst, es geht noch verrückter«, schob er anschließend selbstironisch nach, um seiner Offenbarung die Brisanz und Schwere zu nehmen. Dass dieses gar nicht nötig gewesen wäre, erfuhr er sogleich:
»Wie spannend, Bent. Sich so ein Ding anzuziehen und reinzumachen, kann geil sein? Bei mir ist sie bislang immer trocken, beziehungsweise sauber geblieben, daher kann ich es vermutlich nicht nachvollziehen. Ich müsste es wohl einfach mal ausprobieren. He, wie es aussieht, kann ich einiges von dir lernen …« Es war eine Steilvorlage, die der hübsche Dunkelhaarige ihm lieferte. Dies geschah nicht ohne Grund: Auch ihm war der Blonde mit den kurzen Haaren und dem sexy Schmollmund vom ersten Tag an aufgefallen. Unsicher, was Bents Liebe zum gleichen Geschlecht anging, hatte er bislang gezögert, einen Vorstoß zu unternehmen und ihn gezielt anzuflirten. Nun jedoch schien sich alles wie von selbst zu finden. Mit seiner Vorlage, was das Lernen von dem windelliebenden Kollegen betraf, wollte er das letzte Puzzleteil in Sachen sexueller Orientierung erhalten. Darüber hinaus konnte er sich sehr gut vorstellen, diesen Faible für Windeln tatsächlich zu erkunden, insbesondere mit ihm.
Noch während er Aramis forschend in die Augen blickte, ob dieser es wirklich ernst meinte, fühlte er dessen Hände sich um sein Gesicht legen. Sie sahen einander intensiv an, dann berührten sich ihre Münder zu einem ersten Kuss. Zärtlich und mit einer Hingabe, die tief aus ihren Herzen kam, verschmolzen ihre Lippen förmlich miteinander. Die Zungen drangen weich und behutsam ein, streichelten sich und weckten die Sehnsucht nach mehr. Dieses brachten beide zum Ausdruck, indem die Finger begehrlich an den Körpern entlang wanderten, sich irgendwann auf dem Hinterteil des jeweils anderen platzierten und sanft zugriffen. Sie spürten das softe Polster unterhalb ihrer Hosen, was bei Aramis eine erotische Neugierde entfachte und in Bents Windelhose zum Aufrichten seines Penis führte.
»Ich muss seit Beginn der Probe ziemlich nötig, soll ich laufenlassen?«, raunte ihm Aramis ins Ohr, »dann wird meine Windel so richtig nass.« Ohne es verhindern zu können, stöhnte Bent lustvoll auf.
»Ja, mach es«, flüsterte er dem anderen, dessen Hände weiterhin fest auf seinem Po lagen, rau ins Ohr. »Ich mach’s auch, wir zusammen, falls ich‘s mit dem Steifen hinbekomme …«
»Das hättest du nicht erwähnen sollen«, lachte Aramis leise, ergänzte aber sogleich:
»Trotzdem wird der Druck bei mir hoch genug sein und ganz hart ist meiner nicht, noch nicht …«
»Dann schnell«, trieb Bent ihn an und versuchte zeitgleich, auch den eigenen Blasenschließmuskel zu entspannen.
»Da, bei mir läuft‘s!« Aramis schloss die Augen, gab sich ganz den wohlig-warmen Empfindungen hin. Bei Bent hingegen brauchte es einige Augenblicke länger, bis die Erektion einigermaßen abgeklungen war und auch er loslassen und seinen gesamten Blaseninhalt freigeben konnte.
»Irre, wie gut es sich anfühlt«, schwärmte der Dunkelhaarige leise stöhnend, was der Mann, den er fest in seinen Armen hielt, und dessen Finger sich tief in die Stoffschichten und die Folie seiner Diaper gruben, ihm mit einem ebenso innigen Aufstöhnen bestätigte.
»Oh ja …«
»Und das flasht dich so richtig?« Aramis fragte zärtlich nach; sein eigener Strahl ebbte langsam ab.
»Und wie«, keuchte Bent aufgeheizt, »mein Schwanz will schon wieder hart werden, obwohl ich noch nicht mal zu Ende gepinkelt habe. Ich mein ey, du bist so hautnah dabei, unsere heißen Küsse und dass du dich auch eingepinkelt hast und deine Windel jetzt genauso nass ist wie meine, verschärft die Sache enorm …« Er grinste schief, war ebenso peinlich berührt wie erregt. Ein vielsagendes Lächeln war Aramis’ Reaktion darauf.
»Jedes Wort von dir und das, was wir hier gerade tun, macht mich unglaublich an. Ich steh’ total auf dich, Bent, von der ersten Sekunde, in der du mir über den Weg gelaufen bist.«
»Mir geht es genauso, Aramis. Ich muss auch ständig an dich denken. Du bist mein erster Gedanke beim Aufwachen und das letzte Bild, bevor ich einschlafe.«
Nach dieser aufrichtigen Liebeserklärung war es nun Bent, der den Anfang zu einem langen, verführerischen Kuss machte. Worte waren überflüssig geworden – sie wussten, dass sie zusammengehörten, spürten es mit jeder Faser ihrer Körper. Ein Gefühl, das bis heute, da sie inzwischen ihr Leben und die Lust an feuchten und vollen Windeln miteinander teilen, anhält.