Wellen, Strand und Windeln – Mutige Enthüllung am Meer (Kurzgeschichte)

Wellen, Strand und Windeln
Mutige Enthüllung am Meer

Von Rebecca Valentin

Kurzgeschichte, erschienen am 04.05.2023

VG Wort
Junge Frau sitzt am Meer nachdenklich im Sand.

»Es ist so herrlich hier, willst du dir nicht auch deine Badesachen anziehen?«, hörte ich meinen Freund gegen die frische Brise und das Rauschen der Wellen anrufen. Schön wär’s, dachte ich verunsichert, wenn es doch nur so einfach ginge … Ich blickte mich über die Schulter hinweg zu ihm um und erkannte, dass er bereits mit dem zweiten Bein aus der Jeans stieg. Die Badehose trug er praktischerweise schon drunter, so dass er sich im Anschluss nur noch das T-Shirt abstreifen musste, um den Tag am Strand mit mir ausgiebig genießen zu können.

Mir hingegen war es unmöglich, mich derart ungezwungen zu entkleiden; auf keinen Fall durfte Simon die Windel sehen, von der ich gezwungen war, tagtäglich eine zu tragen, und die ich jetzt gegen einen Bikinislip eintauschen sollte …

 

Wir waren noch nicht lange ein Paar – vor zwei Wochen hatten wir uns auf der Geburtstagsparty eines gemeinsamen Freundes kennengelernt. Nach einigen heißen Flirts waren wir uns beim Tanzen nähergekommen und zum Abschied in einen innigen, geradezu filmreifen Kuss versunken. Ich schwebte wie auf Wolke Sieben; zum ersten Mal in meinem Leben war ich bis über die Ohren hinweg verliebt.

Dass wir schon so kurz darauf zusammen in diesen Urlaub ans Meer gefahren waren, hatten wir einem weiteren, glücklichen Zufall zu verdanken: Eine Freundin seiner Mutter war kurzfristig abgesprungen, was Simons Mum dazu bewogen hatte, uns beide Plätze großzügig zu überlassen.

 

Ja, und nun saß ich hier am Strand, noch immer in Bluse und Jeans, unter der ich mein knisterndes Geheimnis wahrte. Auch als Simon zu mir kam und mich an der Hand hochziehen wollte, um mit den nackten Füßen vorab die Temperatur des Wassers zu testen, mochte ich mich kaum vom warmen Sand erheben.

»Komm, wir stecken mal die Zehen rein und probieren aus, ob wir uns trauen, reinzugehen«, versuchte er mich zum Mitmachen zu motivieren, doch ich blieb wie angewurzelt sitzen. Über uns drehten die Vögel ihre Kreise und der Wind blies uns die mild-salzige Seeluft um die Nasen.

 

»Was ist los, Claire?« Die Veränderung gegenüber meiner ansonsten sehr fröhlichen und lebhaften Art war meinem neuen Freund nicht entgangen. Mit fragendem Blick sah er mich an, während er sich zu mir in die Hocke begab.

»Ach, ich weiß auch nicht«, schwindelte ich ihn in meiner Not an. Was sollte ich sonst sagen? Unter keinen Umständen hätte ich ihm jetzt und hier die Wahrheit unterbreiten können. Die Sorge, er würde sich in diesem Fall von mir abwenden, war riesig genug, dass es bis dahin ausgereicht hatte, über meine angeborene Inkontinenz zu schweigen.

Außer meinen Eltern wusste niemand davon und bis zum Kennenlernen meiner ersten großen Liebe, vor der ich nun am Strand in Erklärungsnot geriet, hatte ich gedacht, dass es so bleiben würde. Viel zu sehr schämte ich mich dafür, mit meinen 21 Jahren noch immer in Windeln herumlaufen zu müssen, als dass ich es jedermann frei heraus eröffnet hätte. Nicht einmal meine engste Freundin hatte eine Ahnung von dem Leiden, das mir das Leben im Alltag so schwer machte.

Über die Zeit hinweg war es mir gelungen, ausgefeilte Strategien zu entwickeln, meine Windelhosen vor der Welt zu verbergen. Bis heute, wie es schien, denn unser Urlaub hatte gerade erst begonnen und Ausflüge ans Meer würde es mit Simon gewiss noch viele geben …

 

»Aber du hast doch was«, hakte er weiter nach, »du wirkst so … wie soll ich sagen, irgendwie so traurig.«

»Nein, es geht gleich wieder. Wir müssen ja auch nicht unbedingt hierbleiben, sondern könnten stattdessen zurück zum Hotel fahren«, versuchte ich mich aus der Klemme zu befreien, in die ich mit jedem Wort tiefer hineinrutschte. Ein irritierter Blick war Simons Reaktion darauf.

»Wie, zurück? Ich dachte, du liebst das Meer ebenfalls und es gefällt dir hier am Strand.«

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»Ja, tut es doch auch«, gab ich kleinlaut zu.

»Was ist es dann?«

»Ach, nichts …«

»So ein Quatsch«, schüttelt er ungläubig den Kopf, »wegen nichts wärst du doch nicht so bedrückt, wie du es grad bist.« Er setzte sich nun komplett in den Sand hinunter, rückte dicht an mich heran und strich mir zärtlich mit der Hand die langen Haare aus dem Gesicht.

»Komm, sag mir, was du hast.«

 

»Bei mir ist … Es ist, weil … ich, ich mag mich nicht ausziehen …«, begann ich eine halbwegs mutige Beichte, zu der ich tief einatmen und ein Zittern der Aufregung unterdrücken musste. Hein Herz klopfte mir bis zum Hals, doch es weiter vor mir herzuschieben hätte keinen Sinn ergeben – früher oder später würden wir uns beispielsweise beim Sex gegenseitig entkleiden wollen, was ich bislang gekonnt umgangen hatte. Nein, die Zeit war reif und die Situation vielleicht so günstig, wie es danach nie wieder der Fall sein könnte.

Mit der Hoffnung, mein Windelgeständnis würde nicht das Ende unserer kurzen und so unendlich wundervollen Partnerschaft bedeuten, beschloss ich, mich meinem Freund anvertrauen. Schließlich hörte ich so oft von ihm, dass er mich genauso liebte, wie ich ihn, was mir das Risiko ein wenig kleiner erscheinen ließ.

 

Zum zweiten Mal schaute Simon mir sichtlich verwundert in die Augen. Er versuchte, den Zusammenhang zu verstehen, was verständlicherweise nicht gelang, zumal er mich bereits des Öfteren nackt gesehen hatte. In Momenten wie diesen war ich kurz vorher ins Bad gehuscht, um rasch die Windel abzulegen und zur Sicherheit noch einmal auf dem Klo Pipi zu machen. Danach hatten wir stets leidenschaftlich miteinander geschlafen, was mir von Mal zu Mal mehr Spaß und größere Lust bereitete. Wir spielten uns fortlaufend aufeinander ein, erkundeten die Wünsche und erogenen Zonen des anderen zunehmend detaillierter. Und nun das: Seine Freundin präsentierte ihm nach dermaßen intensiven Nächten, dass sie Schwierigkeiten hatte, sich vor ihm auszuziehen; kein Wunder, dass Simon jene Aussage nur schwer bis gar nicht nachvollziehen konnte.

 

Zu meinem Herzklopfen und dem Zittern gesellten sich schweißnasse Hände hinzu. Eine derartig bedeutsame Enthüllung meines intimsten Geheimnisses hatte ich noch nie vollzogen, dennoch wagte ich es:

»Ich hab was drunter, das mir peinlich ist«, sprach ich die Wahrheit offen aus. Simon schwieg geduldig und wartete auf die Fortführung meiner Erklärung. Dass diese nicht wie erwartet kam, da mir schlicht die passenden Worte fehlten, ließ ihn dann doch nachfragen:

»Was meinst du mit drunter? Schämst du dich für deine Unterwäsche?« Ich schüttelte wortlos den Kopf.

»Für was sonst? Mensch Claire-Schatz, du kannst es mir doch sagen.« Natürlich hatte er recht, das war mittlerweile zu mir vorgedrungen, doch den Schritt zu gehen, und den Begriff ›Windel‹ vor ihm auszusprechen, brachte ich nicht zustande. Anstelle von Worten benutzte ich als Ersatz eine Geste, mit der ich den oberen Bund meiner Jeans ein Stück weit herunter zog und die weiße Windelfolie hervorblitzen ließ.

 

»Ja, und?«, fragte Simon nach einem kurzen Blick auf meine knisternd-raschelnde Heimlichkeit. Ein freundliches Lachen überzog sein Gesicht. »Eine Windel, wie es ausschaut. Ist das alles?«

Noch immer leicht bedröppelt, aber schon wieder mit einer Menge frischem Mut ausgestattet, begann ich ebenfalls zu grinsen.

»Das reicht doch wohl«, konterte ich zutiefst erleichtert. Niemals hätte ich mir erträumen lassen, dass Simon mein Problem so gelassen und unkompliziert aufnehmen würde.

Ich rutschte ein Stück näher an meinen fabelhaften Freund heran und schmiegte mich von der gefühlt tonnenschweren Last vom Herzen befreit, an dessen sonnenerwärmte Haut. Sofort schlang er beide Arme um mich und zog mich eng an sich.

 

Langsam beruhigte sich mein Puls, auch das aufgeregte Zittern und Schwitzen ebbte ab. Um ganz sicherzugehen, fragte ich dennoch einmal nach:

»Und es ist wirklich okay für dich?«

»Natürlich«, bestätigte er mir sanft, aber wegen des Windes doch in hörbarer Lautstärke. »Das hat doch überhaupt keinen Einfluss auf unsere Beziehung und unsere Liebe.« Wie unglaublich gut mir seine Worte taten; vor lauter Glück wurden mir die Augen feucht, was Simon aufgrund unserer innigen Sitz- und Kuschelhaltung, bei der mein Kopf an seiner Brust lehnte, jedoch nicht registrierte.

»Außerdem können wir trotzdem megatollen Sex haben«, fügte er ungezwungen hinzu. Das stimmt, dachte ich innerlich schmunzelnd, diese Erfahrung hatten wir bereits mehrmals gemacht. Mit einem Nicken bekräftigte ich seine so herrlich wahre Aussage und ließ es gern zu, dass mir ein paar Tränen der Freude die Wangen hinunter kullerten.

 

»Aber jetzt gehen wir im Meer baden, Süße, oder?« Nachdem Simon die Frage, die gleichzeitig eine Aufforderung an mich war, endlich zusammen mit ihm Spaß zu haben, gestellt hatte, schob er mich sanft von sich fort und erhob sich aus dem Sand. Noch in der Bewegung gab er mir einen Kuss und streckte mir, als er vor mir stand, die Hand entgegen. Bei diesem Mal ergriff ich sie gern und ließ mich von meinem Freund hochziehen.

 

Nur einen Augenblick später begann er neugierig damit, mir Knopf und Reißverschluss der Jeans zu öffnen und mir diese über den gewindelten Po hinweg herunterzustreifen.

Vor der strandtypischen Geräuschkulisse des Windes und der Brandung fiel sie nahezu lautlos zu Boden, während Simon meine Lippen sanft küsste und beide Hände auf die glatte Oberfläche meines Windelhinterns legte.

»Sie fühlt sich weich und total warm an«, bemerkte er angetan, und setzte seine gespannte Erkundungstour auf der Diaper fort. Die Furcht, sie könnte von einem unbemerkten Hineinpinkeln zwischendurch bereits nass sein, wollte sich in mir Raum schaffen, doch aufgrund meiner allumfassenden und noch immer anhaltenden Erleichterung gelang es mir, diesen Gedanken weitestgehend beiseitezuschieben.

 

Nicht lange und seine Finger tasten sich tiefer vor, erreichten die Beinabschlüsse zwischen meinen Schenkeln und schoben sich vorwitzig hinein. Sogleich war das feucht-warme Klima im Inneren zu erspüren, auf das Simon mit seinem Humor äußerst empathisch reagierte und dessen Verhalten mich wissen ließ, dass von meiner Inko ausgelöst, tatsächlich unbemerkt etwas hineingelaufen sein musste:

»Wow, hast du schon was reingepinkelt oder bist du so verdammt scharf auf mich?« Grinsend boxte ich ihm gegen die Schulter. Seine lässig-lockere Art war wie Balsam für meine Seele und als er mir die Windel ebenso selbstverständlich auszog, wie vorher noch die Jeans, war ich mir sicher, auf der Geburtstagsparty unseres Freundes das große Los gezogen zu haben. Simon war wertvoller für mich als jeder Sechser im Lotto und ich glaube, er sah es in diesem Moment genauso, in dem ich in mein Bikinihöschen stieg und wir lachend Hand in Hand den Wellen entgegenliefen.