Zerreißprobe – Eine qualvolle Zugfahrt (Kurzgeschichte)

Zerreißprobe
Eine qualvolle Zugfahrt

Von Rebecca Valentin

Kurzgeschichte, erschienen am 07.07.2016

VG Wort
Junger Mann im Bahnhof.

Bei der Ankunft am Bahnhof erklang bereits die Lautsprecherdurchsage, die die bevorstehende Abfahrt seines Zuges ankündigte. Jetzt aber flott, sonst fährt der ohne mich los, schoss es Bennet durch den Kopf, was ihn veranlasste, die verbleibenden Meter in schnellem Sprint zurückzulegen. So erreichte er den Zug in Richtung Norden noch in letzter Sekunde. Glück gehabt – das zumindest glaubte er in diesem Moment.

 

Er trat in das Großraumabteil ein, doch bevor er sich außer Atem auf einen der wenigen freien Plätze niedersinken ließ, verstaute er seine unhandliche Reisetasche in der weit oben angebrachten Gepäckablage. Hierbei musste er sich gehörig strecken, was dafür sorgte, dass er empfindlich spürte, wie übervoll seine Blase war. Und pinkeln muss ich auch immer noch und das verdammt nötig, wertete er das nachdrückliche Gefühl. Er beschloss, gleich nach der Abfahrt die Zugtoilette aufzusuchen. Es vorher zu tun, könnte ihn den begehrten Sitzplatz kosten, wie er zu Recht befürchtete, da er vereinzelte Mitreisende entdeckte, deren Blicke noch suchend über die Reihen glitten.

 

Nun hieß es also warten … Es dürfte sich bis zum Herausrollen aus dem Hauptbahnhof lediglich um Minuten handeln, beruhigte Bennet sich und drängte die Oberschenkel möglichst unauffällig gegeneinander.

Es half nicht, ihn überkam eine starke Welle des Müssens. Er schob die Beine enger zusammen; in seinem Becken pulsierte es heftig. Weshalb scheint die Zeit besonders dann stillzustehen, wenn man am Dringendsten darauf wartet, dass sie voranschreitet?, fragte er sich ungeduldig.

Automatisch wanderten seine Gedanken zurück zu dem Zeitpunkt, an dem er entsetzt erkannt hatte, dass er kurz davor stand, seinen Zug nach Hause zu versäumen: Das neue Computerspiel war spannend und seine Freundin, mit der er gemeinsam das Wochenende verbracht hatte, war nach einem liebevollen Abschiedskuss bereits zu ihrer sonntäglichen Arbeit aufgebrochen. So blieb er die letzten Stunden des Nachmittags allein in ihrer Wohnung und niemand war bei ihm gewesen, der ihn aus der actionreichen Handlung des PC-Games hätte herausreißen und an die planmäßige Abfahrt seiner Bahn erinnern können. Diese zu erwischen war von äußerster Wichtigkeit, da ein Termin auf ihn wartete, den er nicht noch einmal verschieben dürfte. Durch das Spiel jedoch hatte er nicht nur den rechtzeitigen Aufbruch fast verpasst, sondern ihm war ebenfalls der mächtig ansteigende Druck seiner Blase entgangen.

Erst der sonore Signalton, der ihm den Eingang einer E-Mail anzeigte, hatte ihn vom Bildschirm des Laptops aufschauen und zur Uhr an der gegenüberliegenden Wand blicken lassen. Höchst erschrocken war er daraufhin aufgesprungen, hatte den Computer zugeklappt und ihn in geradezu übermenschlicher Eile mitsamt seinen Kleidungsstücken in die Tasche gestopft. Nicht minder gehetzt hatte er anschließend die Wohnungstür der Freundin hinter sich zugezogen.

 

Auf dem Weg zum Bahnhof, der von ihm im Laufschritt bewältigt worden war, hatte er den hohen Füllstand seiner Harnblase dann unangenehm wahrgenommen, nur war es für einen Abstecher zum WC inzwischen zu spät gewesen.

Diesen wollte Bennet nachholen, sobald der Zug angefahren war. Allerdings sollte es in Kürze geschehen, da er seinen Blasenschließmuskel bereits dauerhaft anspannte und nicht anders konnte, als die Beine immer wieder aneinanderzudrängen. So war die Muskulatur der Oberschenkel in Bewegung, drückte von beiden Seiten entlastend gegen die Wölbung seiner Jeans.

Endlich war es so weit – der Zug rollte an. Sofort erhob sich der junge Student von seinem Sitz am Gang, ließ die Jacke als Platzhalter auf dem Polster liegen und strebte, die Augen wegen herumliegender Gepäckstücke auf den Boden gerichtet, hastig dem Klo entgegen. Es war das Einzige in dieser Kurzstreckenbahn, die sich lediglich aus zwei Waggons und einem angeschlossenen Führerstand zusammensetzte. Aus Erfahrung wusste er, dass die Toilette im Übergang zwischen den Abteilen lag, wohin er sich nun, mit der Aussicht auf baldige Erleichterung, begab.

 

Dort angelangt fiel ihm erst das rote Signallicht auf, welches oberhalb der Tür angebracht war. Nur eine simple Information hielt es für ihn bereit, die seine Vorfreude jedoch auf der Stelle erstickte: besetzt!

Nein, bitte nicht!, schrie es in ihm auf. Im selben Augenblick verstärkte sich sein Drang zu Pinkeln erheblich. Unwillkürlich griff er sich in den Schritt, umfasste die Jeansbeule stöhnend und krümmte sich nach vorn. Er drückte fest zu – als wolle es ihm geradewegs in die Harnröhre hineinströmen, spürte er die Vehemenz und die Hitze der großen, angesammelten Urinmenge deutlich. Angestrengt biss er die Zähne aufeinander, und während es ihm im letzten Moment gelang, dem gewaltigen Druck standzuhalten, konnte er ein hörbares Aufkeuchen nicht verhindern.

Das ist nicht wahr, oder? Ich muss pissen wie ein Rennpferd und dann das!, haderte der junge Mann mit seinem Schicksal und schaute erneut auf den leuchtenden Hinweis über der Tür. Los los, beeil dich!, trieb er den unbekannten, die Sanitäranlage blockierenden Fahrgast in Gedanken an.

„Hallo! Machen Sie mal hin!“, rief er zusätzlich und wartete nervös auf eine Antwort aus der Kabine. Um seinem Ansinnen größere Ausdruckskraft zu verleihen, hämmerte er zeitgleich an die Außenseite der Tür. Als keine Reaktion erfolgte, keimte eine leise Hoffnung in ihm auf: Wer weiß, vielleicht ist da überhaupt niemand drin und es ist trotz des roten Lichts offen? Ein technisches Versehen, oder Ähnliches … Um dies zu überprüfen, drückte er den Griff der Tür herunter, doch wie befürchtet, blieb sie verschlossen. Auch ein kraftvolles Zerren und Rütteln an der Klinke zeigte keine Wirkung. Also ist doch besetzt, schlussfolgerte er enttäuscht, und derjenige, der drinnen sitzt, sagt einfach nichts.

 

Resigniert und von dem Gefühl gepeinigt, seine Blase sei praller gefüllt als vorher, kam Bennet unverrichteter Dinge zu seinem Platz zurück. Dann muss ich mich halt gedulden, bis frei wird, erkannte er widerstrebend und befand, dass dies in sitzender Position leichter zu ertragen sei, als im Stehen.

Die Jacke legte er sich über den Schoß, und ohne, dass er es bewusst steuerte, begann es in seinem Kopf zu arbeiten. Seine Ratio versuchte abzuschätzen, wie lange die Verzögerung wohl dauern könnte und was das Ausmaß der Wartezeit für sein Durchhaltevermögen bedeutete. Inmitten dessen brandete der gewaltige Druck wiederholt in ihm auf und zwang ihn, durch den Sichtschutz der Jacke verborgen, die Finger zu Hilfe zu nehmen und sie mit Nachdruck in die weiche Erhebung seiner Körpermitte zu quetschen. Und während er starr nach vorn schaute und das WC anhand der Glasschiebetür in hartnäckigem Blick behielt, presste er die Schenkel krampfhaft zusammen. Zu seinem Bedauern war für ein Übereinanderschlagen der Beine nicht genügend Platz zwischen den Sitzreihen vorhanden.

 

Er atmete geräuschvoll ein, spannte sämtliche Muskeln an und ahnte gleichzeitig, dass er das Pinkeln keine Viertelstunde mehr würde zurückhalten können. Er musste dermaßen nötig, dass er sich nicht erinnern konnte, jemals einen solch massiven Blasendruck verspürt zu haben.

Mann Ben, krieg dich wieder ein, da wird bestimmt gleich frei werden, sprach er sich in Gedanken Mut zu, danach bist du dran, endlich pissen zu gehen. Er bemühte sich, ruhig zu atmen; sah aus den Augenwinkeln, dass das Abteil bis auf den letzten Platz besetzt war – einige der Reisenden lasen, andere schauten aus dem Fenster und knabberten Snacks oder beschäftigten sich mit ihren Smartphones.

Nach Dingen wie diesen stand ihm nicht der Sinn. Tief in ihm toste ein kaum zu bändigender Harndrang, von dem er sich in Anwesenheit der vielen Menschen keinesfalls etwas anmerken lassen wollte.

Noch immer leuchtete das rote Signallicht, wie er mit an Panik grenzender Unruhe feststellte. Seine Fantasien kreisten einzig ums Pinkeln, er saß nach vorn gelehnt, knetete und massierte unentwegt seinen Penis, während er im Geiste nichts als Urinale und Kloschüsseln vor sich sah.

 

Gleich darauf hielt der Zug an einer ländlichen Haltestelle, die derart klein war, dass sie nicht über ein Bahnhofsgebäude verfügte. Soll ich es wagen und kurz rauszuspringen?, überlegte Bennet fieberhaft, ich müsste nur eben aus der Tür, dann schnell die Hose aufkriegen und … Doch bevor er den Gedanken zu Ende gebracht hatte, setzte sich der Nahverkehrszug erneut in Bewegung. Nun gut, die Dauer des Stopps hätte ohnehin nicht ausgereicht, realisierte er in jenem Augenblick gequält. Wann schaltete nur bloß dieses verdammte rote Hinweislicht auf grün?

Ratlos atmete der Student aus. Bei der Gelegenheit fühlte er seinen Puls hart in der berstendvollen Blase pochen und spürte ein neuerliches Auftürmen der Druckwelle. Es wollte mit Macht aus ihm heraus; fast schon glaubte er, der Strahl würde jede Sekunde aus ihm hervorschießen. In höchster Not zog er die Beine an, kniff sich derart fest in den Schwanz, dass es schmerzte. Er stöhnte und keuchte vor Anstrengung.

Indessen war die Qual auch seinem Nebenmann aufgefallen. Zu ausgeprägt und charakteristisch war das Gebaren, das Bennet längst nicht mehr verstecken konnte. Über einen kurzen Seitenblick und den Kommentar, dass es vermutlich ein Schwarzfahrer sei, der die Zugtoilette dauerhaft besetzte, ging das Mitgefühl des älteren Fahrgastes jedoch nicht hinaus.

 

Der junge Mann hörte nicht hin, zu groß war seine Sorge, er würde sich in naher Zukunft haltlos einnässen. Demnächst, so war er sich klar, müsste er kapitulieren und sich der Gewalt seiner Blase unterwerfen. Doch wohin soll ich’s dann laufen lassen?, fragte er sich verzweifelt, einfach in die Hose? Um daraufhin mit pitschnasser Jeans durch die Stadt nach Haus zu gehen, in der mich jeder Zweite kennt? Nein, das wäre das Äußerste, beschloss Bennet und wünschte sich inständig, in dieser Sekunde eine leere Flasche in Reichweite zu haben. Als er den Urin in seiner Vorstellung bereits in das Glasbehältnis plätschern hörte, fühlte er, dass sein Körper auch in der Realität nicht weit davon entfernt war, die Schleusen zu öffnen. Nur dass es in diesem Fall ohne sein willentliches Zutun passieren würde.

Soeben zu Ende gedacht durchspülte ihn eine weitere, beachtliche Woge des Müssens. Stärker, kräftiger als die Vorherigen und kaum noch beherrschbar. Mit aller Kraft spannte er die Muskeln an, was ein brennendes Ziehen zur Folge hatte, das sich weiträumig in seinem Unterleib ausbreitete. Ähnlich eines heißen Steins lag die zum Überlaufen gefüllte Blase schwer in seinem Bauch.

Ich kann nicht länger, gleich zerreißt es mich und ich piss mich ein … Von dieser Gewissheit gepackt, sprang Bennet unvermittelt auf, und stolperte den Gang entlang auf den Zwischenraum der beiden Waggons zu. Nur raus hier, weg von den Blicken der Leute!

 

Vor der zugesperrten WC-Tür stehend, versagte ihm jegliche Selbstkontrolle. Und obwohl er seinen Penis durch den Stoff der Jeans hindurch in der Hand hielt und ihn durchgehend mit den Fingerspitzen abklemmte, spürte er, wie sich sein Blaseninhalt unweigerlich zu verselbständigen drohte. Es dürfte keinen Wimpernschlag mehr dauern, bis das Unvermeidliche geschehen würde.

Ihm blieb keine Wahl – um ein vollständiges Nassmachen der Hose samt Slip zu verhindern, entließ er seinen Schwanz aus dem Klammergriff und zerrte sich in Windeseile den Reißverschluss der Levi’s herunter. Noch während er sich beeilte, brach der Staudamm endgültig und es sprudelte heiß und mit unsagbarem Druck durch seine Harnröhre hindurch. Den enormen Strahl aufzuhalten war unmöglich, dennoch bemühte sich Bennet, sein Glied möglichst schnell aus der Unterhose zu befreien. Zwar bekam der Baumwollstoff dabei einen nicht unerheblichen Teil ab, doch das Meiste prasselte hiernach ungehemmt auf den Fußboden zu seinen Füßen.

Glücklichweise war er allein in diesem Bereich des Zuges, so schaute ihm keiner der anderen Fahrgäste über die Schulter und hörte zudem sein grenzenlos erleichtertes Aufstöhnen.

Es spritzte vom Boden zurück auf seine Turnschuhe, doch das war dem jungen Mann in diesem befreienden Augenblick aus tiefstem Herzen egal. Er hatte den Moment des Loslassens mit jeder Faser seines Körpers herbeigesehnt, und nun da dieser gekommen war, genoss er ihn ausführlich.

Breitbeinig, den Kopf gesenkt und mit geschlossenen Augen dastehend, lauschte er dem geräuschvollen Pladdern seines goldgelben, lang zurückgedrängten Urins. Es roch typisch herbe, zudem spürte er an den Fingerkuppen den Strahl kraftvoll durch den Schwanz rauschen. Was für ein Fest der Sinne! Welch unendliche Wohltat! Selbst wenn jetzt jemand hinzukommen würde, malte Bennet sich gut gelaunt aus, wäre es mir nicht einmal peinlich. Ich bräuchte nur wortlos auf das Licht über der Klotür zu deuten und jeder könnte sich seinen Teil denken.

 

Nahezu tiefenentspannt kehrte der junge Student wenig später zu seinem Platz im Abteil zurück. Um die entstandene Pfütze kümmerte er sich nicht weiter, spätestens beim Aussteigen, so nahm er sich vor, würde er einen Bahnangestellten auf ihre Existenz hinweisen. Die Vorstellung, der unerlaubt Mitfahrende, falls es einen solchen gab, würde nach Erreichen seines Zielbahnhofs geradewegs in den kleinen See aus Urin hineintreten, brachte ihn überdies zum Schmunzeln.

Nun, da er die Konzentration zurückerlangt und den Kopf wieder frei für andere Themen hatte, ließ er das vergangene Wochenende Revue passieren: Die lustvollen Tage mit seiner Freundin, ihre gemeinsamen Augenblicke voller Zärtlichkeit aber auch die vielen verspielten Neckereien tauchten vor seinem inneren Auge auf. Wie sehr ich sie liebe, dachte er unbewusst lächelnd. Ihn erfasste ein warmes Gefühl, welches nicht ausschließlich von dem urinfeuchten Fleck in seinem Slip herrührte, sondern hauptsächlich dem Glück zuzuschreiben war, das er in diesem kostbaren Moment empfand.