Podcast-Tipp: Windelfetisch und was das mit „normalen“ Beziehungen zu tun hat
07.10.2025 | Dies und dasWenn man in den allgemeinen Medien auf das Thema Windelfetisch stößt, ist man ja schon geneigt, zu sagen: „Naja, bis zu dem Punkt, an dem sie anfangen, darüber Witzchen zu machen, um sich charmant davon zu distanzieren, zieh ich’s mir mal rein.“ Nicht so in der Episode vom 25.09.2025 in der ARD Audiothek, in der Domina Nina Workhard mit ihren Gesprächspartnern Maximilian Pollux und Roman Lemke über Macht, Verantwortung und Nähe spricht – verpackt in eine Schilderung, die auf die meisten unserer Mitmenschen äußerst absurd wirkt: Ein erwachsener Mann trägt freiwillig Windeln, geht damit bewusst in die Öffentlichkeit und lässt sich von seiner Domina dabei umsorgen. Aber was Nina daraus macht, ist alles andere als platt oder peinlich. Sie schafft es, das ganze Setting so zu erklären, dass es plötzlich nicht mehr um Fetisch, sondern um etwas sehr Menschliches geht: das Bedürfnis, loszulassen.
Sie berichtet von ihrem Klienten Marvin (Name geändert), der seine infantile Seite in einer Session auf eine Weise auslebt, die für Außenstehende schwer zu begreifen ist – bis man genauer hinhört. Marvin sucht nicht in erster Linie Lust, er sucht Erleichterung. Er darf in diesem Rollenspiel all das abgeben, was ihn sonst belastet: Verantwortung, Kontrolle, Stärke.
Im weiteren Verlauf fragt sich die Gesprächsrunde: Warum triggert uns das so? Was sagt das über uns, über unsere Beziehungen? Plötzlich zieht Nina den Vergleich: Männer erwarten in traditionellen Beziehungen oft, dass Frauen sie „pampern“ – dass sie sich um emotionale, organisatorische und soziale Dinge kümmern, ohne dass es je ausgesprochen wird. Und plötzlich ergibt die Metapher Sinn:
Diese Erkenntnis trifft einen fast wie ein Schlag, weil sie so ehrlich ist. Wir alle leben in Mustern, die wir selten hinterfragen – bis uns jemand einen Spiegel vorhält, so ungewöhnlich er auch aussehen mag.
Diese Podcast-Folge ist nichts, was man mal eben beim Kochen nebenbei hört. Sie fordert Aufmerksamkeit – und Offenheit.
Aber wenn man sich darauf einlässt, bekommt man etwas zurück, das selten ist: Verständnis für die verborgenen Schichten menschlicher Bedürfnisse. Man verbleibt mit einem Gefühl, das man so nicht erwartet hatte: mit Respekt. Für Menschen, die den Mut haben, ihr Innerstes zu zeigen. Und für eine Frau, die Tabus nicht benutzt, um zu schockieren, sondern um sie zu durchleuchten.
Hier geht’s zur Folge in der ARD Audiothek
Ich wünsche aufschlussreiches Lauschen – und wer mag, darf auch gerne kommentieren.
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2 Kommentare
YellowWetDream
schrieb am 13.10.2025Für mich als jemand für den Windeln - oder wie ich es lieber den abgesicherten Modus nenne – mittel zum Zweck sind erkenne trotzdem gewisse Parallelen als Fragmente, aber darum geht es nicht und braucht es auch nicht.
Ich denke der Kern und wichtige Sicht ist hier das man Verständnis auch für das haben kann was man selbst vielleicht nicht versteht.
Ich finde solch medialen Rahmen als Diskussionsgrundlage angemessen und denke eher das es nicht gut ist solche Themen ausufernd auf die Straße zu tragen - nicht nur sinnbildlich - davon haben wir leider viel zu viele welche der Sache von Fetischen, sexuellen Neigungen bzw Ausrichtungen und Rollen eher schaden als nutzen.
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Lieber viele feuchte Träume als einen trocknen Albtraum
*YWD*
Maxi G.
schrieb am 12.10.2025Interessant wie sich das Gespräch entwickelt und was es so zu erfahren gibt.
AgePlay oder Verkleidungen die über die Windel hinaus gehen sprechen mich persönlich jetzt nicht an. Aber manchmal stellt man sich die Frage warum wird man zu DL.
Das klärt die Sendung zwar nicht aber es kann Denkanstöße geben.
Zumanfang kommt man sich seltsam vor,
unteranderem durch eure Story's hab ich gelernt das man kein seltsamer spinner ist, sondern es einfach nur eine von unzähligen Fetischarten und die sollten wir leben und lieben ein jeder wie Er oder Sie es mag.
Schön das die Thema mal in einem Podcast aufgegriffen wurde.